Ein Leitmotiv für die Textarbeiten findet sich auf einer bereits vom Wetter gezeichneten Tafel in Kassel: „Hier ruht: ein Gedanke“. Nicht an einen bestimmten Gedanken wird erinnert, sondern des Denkens wird gedacht, dessen einstiger Vitalität, seiner Ruhe und des Rufs nach Wiederbelebung. Eine ebenso anonyme wie greifbare Grabstätte.
Rainer Beßling
Das Publikum wird zu Entdeckern, durch die zahlreichen Zitate auf dem Galerieboden, mit der Schrift nach unten, so dass sie buchstäblich aufgelesen werden müssen. Gleichfalls verborgene Gedanken, die auf Hinwendung und Beachtung warten und die aktive Rolle des Lesers einfordern. Das Verborgene wird Impuls zur Öffnung. Offenbarung wartet im Verdeckten.
Rainer Beßling
Unter einer scheinbar wirren, aber deutlich zeilenartig geordneten Bildfläche findet sich die präzise Schriftzeile „Von Sinn und Schönheit der Autographen. Stefan Zweig“ wie ein Vitinen-Etikett. Die dichten Strichlagen darüber aber erweisen sich bei näherer Betrachtung gleichfalls als Text. Edith Pundt hat den Zweigschen Essay abgeschrieben, in immer denselben wenigen Zeilen übereinandergelegt, bis der Inhalt verschwand und eine grafische Struktur übrig blieb.
Dieter Begemann